Samstag, 17. August 2013

7 Jahre und 600 Peitschenhiebe












Raif Badawi entging dem Henker, indem er im Gerichtsaal drei Mal das moslemische Glaubensbekenntnis sprach, um zu beweisen, dass er immer noch Moslem ist. Ob er die 600 Peitschenschläge überlebt?

Seine Website war jahrelang eine wichtige Plattform für liberale Saudi-Araber. Doch das Königshaus und die religiösen Autoritäten stießen sich seit langem am Forum “Freie Saudische Liberale”. Nun hat ein Gericht in der Hafenstadt Dschidda den Gründer der Seite, Raif Badawi, streng bestraft. Der Richter verurteilte ihn zu sieben Jahren Haft und 600 Peitschenhieben.

Das Urteil ist der vorläufige Höhepunkt einer langjährigen Auseinandersetzung zwischen Badawi und der saudi-arabischen Justiz. 2008 gründete er das Online-Forum “Freie Saudische Liberale”, mit dem er eine Debatte über Politik und Religion in dem konservativen Königreich anstoßen wollte. Seither hat ihn die Religionspolizei mehrfach festgenommen. 2009 belegten ihn die Behörden mit einem Reiseverbot, außerdem froren sie seine Konten ein. Grund waren kritische Artikel, in denen Badawi der Religionspolizei Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen hatte.

2011 wurde Anklage gegen ihn erhoben. Wegen fünf Beiträgen, in denen Badawi islamische Autoritäten beleidigt haben soll und theologische Grundsatzfragen erörterte, beschuldigte ihn die Justiz, religiöse Werte angegriffen zu haben. Der Rechtsgelehrte Abd al-Rahman al-Barrak erließ im März 2012 ein Rechtsgutachten, in dem er Badawi zu einem Ungläubigen erklärte, “der angeklagt und verurteilt werden muss, wie er es verdient”. Badawi habe Muslime, Christen, Juden und Atheisten als gleichwertig bezeichnet – das dürfe nicht ohne Konsequenzen bleiben, forderte Barrak.

Die Behörden klagten ihn auch an, weil er vom Islam abgefallen sein soll. Darauf steht in Saudi-Arabien die Todesstrafe. Diese Strafe umging er, indem er in der Verhandlung am vergangenen Mittwoch dreimal das islamische Glaubensbekenntnis aussprach und damit bestätigte, dass er Muslim sei. Zugleich bekräftigte er laut seines Anwalts Walid Abu al-Chair, dass jeder Mensch selbst entscheiden müsse, ob er an Gott glaube oder nicht.

Am Montag kam dann das Urteil: sieben Jahre Haft und viermal 150 Peitschenhiebe. Sein Anwalt hat angekündigt, innerhalb der nächsten 30 Tage fristgerecht Einspruch gegen die Verurteilung einzulegen.