Freitag, 8. März 2013

Zahnmedizin in der Römerzeit


In römischer Zeit glaubte man Karies ergo das kariöse Loch im Zahn entstünde durch einen Wurm, wie das auch beim Apfel der Fall ist. Man glaubte tatsächlich der Wurm beiße sich durch den Zahnschmelz.

Die üblichen Behandlungsschritte:

Der erste Behandlungsschritt bestand im Weglassen von Speisen die den Zahn reizen könnten. Darüber hinaus verabreichte man Medikamente und Spülungen – mit Opium, Weihrauch, Pfeffer und: Bilsenkraut. Dieses ist ein Verwandter der Kartoffel und der Tomate. Es wirkt anästhesierend und ruft Halluzinationen hervor. Die Pflanze ist gefährlich: Die Blätter sowie die kleinen schwarzen Samen sind hochgiftig. Shakespeare beschreibt den Tod von Hamlets Vater durch Bilsenkraut. Die Behandlung von Zahnschmerzen ist also kein Zuckerschlecken. Man kann nur hoffen, dass es beim anrühren der Medikamente keine gröberen Dosierungsfehler gegeben hat. Aus diesem Grund wendete man sich oft lieber an bedeutende Ärzte, statt sich dem Barbier um die Ecke auszuliefern.

Im nächsten Schritt verstopfte man das Loch im Zahn mit Pfefferkörnern oder Efeusamen. Wenn das nicht half (wie sollte es auch?), spritzte man einen Ölauszug von Oregano und Arsen in das Loch und verschloss es mit Wachs. Doch jeder Arzt hatte hier seine eigene Mischung. Ein gewisser Rufus aus Ephesus zum Beispiel füllte den Zahn mit Alaun, Myrrhe, Kümmel, schwarzem Pfeffer und Essig. Hightech-Amalgan im alten Rom also. Wirkten diese Heilmittel denn? Diesbezüglich sind leider keinerlei Aufzeichnungen überliefert. Doch vermutlich blieben die Schmerzen bestehen. In diesen Fällen gab es aber ein probates Schmerzmittel: Katzenminze in Wein aufgelöst. (Ja, genau die Katzenminze, in der sich vorher die schnurrenden Vierbeiner gewälzt haben.) In den meisten Fällen musste der Zahn allerdings gezogen werden.

Wir würden heute erst einmal zurückzucken, wenn wir einen Römer der Antike lachen sähen. Den meisten fehlten nämlich ein paar Zähne. Doch in jener Zeit war das ganz normal, und niemand schenkte dem größere Beachtung. Und eine Tatsache, die allerdings nur auf den ersten Blick überraschend wirkt, ist dass Zahnschmerzen eher ein Problem wohlhabender Bürger waren. Das lag daran, dass eine zucker- und kohlehydratreiche Ernährung Karies begünstigt. Und nur die Reichen konnten sich so etwas leisten. Arme Leute verloren ihre Zähne eher wegen Nährstoffmangel. Bei wissenschaftlichen Untersuchungen in ländlichen Nekropolen rund um Rom entdeckte man übrigens, dass die Zähne der Sklaven im Allgemeinen besser erhalten waren als die ihrer Herrn. Und was tat man nun wenn einem die Zähne ausfallen? Man ersetzt den fehlenden Zahn durch einen falschen, sodass man wieder lückenlos lächeln konnte. Die Naturprothese stammte von einem Tier, meist einem Kalb. Dieser Zahn wurde dann so zurecht gefeilt, dass er in den Mund des Patienten passte.

Die Etrusker hingegen waren bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. in der Lage, Goldbrücken mit künstlichen Zähnen herzustellen. Diese Brücken wurden an den gesunden Zähnen befestigt, sodass man mit der Prothese sogar essen konnte. Doch in römischer Zeit ging dieses zahntechnische Know-how wieder verloren. Ein Detail welches einem beinahe das Blut in den Adern gefrieren lässt, sei hier noch erwähnt: Celsus berichtet, es gebe auch eine „unmenschliche" Technik, um Zahnfleischprobleme wie zum Beispiel einen Abszess zu kurieren: Man brennt die erkrankte Stelle mit einem glühenden Eisen aus.