Dienstag, 11. Oktober 2011

Altes

Ich liebe alte Wohnungen, gesättigt mit Emanationen zahlreicher Leben und Ereignisse. Alte abgenutzte Atmosphären, mitunter reich am spezifischen Ingredenzien menschlicher Ausdünstungen sowie geträumten Träumen.

Überquellend vom Humus der Erinnerungen, Sehnsüchte und schaler Langeweile.
Die Tapeten in solchen Wohnungen sollten schon sehr abgenutzt und gelangweilt sein von der Wanderung durch alle rhythmischen Kadenzen; kein Wunder, dass sie auf Abwege weiter, riskanter Träume geraten.
Der Kern der Möbel, ihre Substanz muss schon aufgelockert, degeneriert und lasterhaften Versuchungen unterworfen sein, denn nur dann wird auf diesem kranken, ermüdeten und verwilderten Grund wie ein schöner Ausschlag, wie ein phantastischer Anflug herrlich bunter, üppiger Schimmel aufblühen.
In alten Wohnungen gibt es auch Zimmer die vergessen wurden. Monatelang unbesucht, welken sie in völliger Verlassenheit zwischen den alten Mauern dahin, und es kommt vor, dass sie sich verpuppen, mit den Ziegeln verwachsen und - ein für allemal für unser Gedächtnis verloren – mitunter ihre Existenz verlieren.

Meine morbide Seele fühlt sich einfach wohl in diesen Wracks abgewirtschafteter Häuslichkeiten.
Die elende Gentrifizierung arbeitet diesem immerwährenden Verlangen allerdings entgegen. Überall wird stattdessen saniert und intrigiert. Keinerlei Mystifikationen mehr, keine Fußböden mehr aus denen dünne Triebe zierlichen Filigranlaubes sprießen, voller Geflüster, Geglitzer und Geschaukel.

Irgendwie schade!