Mittwoch, 19. Oktober 2011

FED

Im Tal der Aktionäre
Spricht eine Schimäre.
Lobpreiset die Auguren
Und huldigt den Agenturen.

Investment muss schon sein
Realwirtschaft trägt wenig ein.
Derivate sind doch schick                                                          
Benebeln aber gern den Blick.

Die Schuldenkrise schlägt voll durch
Das weiß inzwischen jeder Lurch.
Die Nächte schlaflos für die Reichen
Angst vor Armut mag nicht weichen.

Im Blick das Dollarzeichen
Im Keller tausend Leichen.
Herr Bankfein lenkt die Politik
FED & Wallstreet sind entzückt.

Montag, 17. Oktober 2011

Silbengipfel

Es sprach der schlaue Silbenfuß,
Wo ist denn nun mein Nucleus,
Denn der Moment der größten Fülle
Erfordert stets die beste Hülle.

Der Silbengraf sah Übermaß,
Viel Verse ohne Ende.
Gestiegen war das Körpermaß
Am braunen Silbenende.

Der Silbenschwanz mit Silben wedelt,
Gar lustig wie ein Hündchen.
Die Wörter er sehr gern veredelt
Doch mag er keine Pünktchen.

Der Silbenreim war voller Schleim,
Gespickt mit viel Vokalen.
Da nahm er Konsonanten rein,
Aber wer soll die bezahlen.

Sonntag, 16. Oktober 2011

Teilsichten

Amöbe zu einem Stern
Du ich hab dich gern
Stern zu Amöbe
Du bist doch blöde

Alles steckt in Einem
Man muss es nicht vereinen
Das Spaltungsirresein im Schlammbauch des Universums
Fordert allerdings unaufhörlich seinen kosmischen Tribut

Ob Kapitalismus oder Kommunismus
Beide sind doch nur verlorene Fundstücke
Werft sie auf den Komposthaufen der Geschichte -
Dort wo die erschossenen Hühner liegen

Aufschwünge, Stürze, Krisen, Rezessionen
Wie Meeresfrüchte in meinem Lieblingsgericht beim Italiener
Also macht weiter mit eurem Stehlen
Wer sollte es euch verhelen 

Die Früchte eures Tuns jedoch werdet ihr ernten
Ihr sollt sie schmecken mit wahrlich aller Bitternis

Filmriss!

Freitag, 14. Oktober 2011

Das Zimtmädchen

Zwei Uhr Nachts. Ich liege rücklings zwischen alten Mülltonnen und betrachte den gewaltigen Sternenhimmel über mir. Krampfhaft versuche ich darüber nachzudenken wie es denn dazu kommen konnte. Da war jenes Zimtmädchen das mir sein Zuhause zeigen wollte. Beständig wie eine Motte dem grellen Licht folgte ich der jungen Frau.
Die mehr als merkwürdige Wohnung befand sich allerdings auf dem Dachboden des alten steinernen Hauses.
Eine gewaltige schindelgedeckte Mansarde, eine richtige Vogelherberge.
„Ich muss ihnen meinen Vater zeigen“, mit diesen Worten deutete das Zimtmädchen mit ihrer weißen Hand zu einem der hohen Fenster hinauf. Oben auf der Vorhangstange saß nämlich ihr Vater.
„Er liebt die Vogelperspektive müssen sie wissen.“
„Tatsächlich? Warum denn das?“
„Er fühlt sich eben einfach wohl da oben“, war ihre schlichte Antwort.
Ich hatte plötzlich das merkwürdige Gefühl in einer zoologischen Station zu sein.  Überall Vogelnester, Ketten, Kugeln, Hängelampen. Und dann dieses Ausschlüpfen der kleinen Vögel, wahre Scheusale an Gestalt und Gefieder. Man konnte in diesen Monstren mit den riesigen, phantastischen Schnäbeln, die sie sofort nach ihrer Geburt weit aufrissen, um in den Untiefen ihrer Schlünde gefräßig zu zischen noch keine Pfauen, Fasanen, Häher oder Kondore erkennen. Aus ihren Nestern reckte diese Drachenbrut auf dünnen Hälsen die blinden, mit dünnem Flaum bedeckten Köpfe, lautlos quakend aus stummen Kehlen.

Mein Vater ist Ornithologe müssen sie wissen, seit dem er aber pensioniert wurde, ist er zumindest ein bisschen seltsam geworden.“
„Interessant, er sieht tatsächlich aus wie ein Adler.“
„Er hat viele berühmte ornithologische Fachenzyklopädien geschrieben und er genießt immer noch ein sehr hohes Ansehen in der gesamten Fachwelt.  Allerdings kann er in diesem Zustand natürlich keine Vorträge mehr halten, so wie er das früher gerne getan hat.“

„Stimmt. Ich nehme mal an der Grund dafür ist, dass er sich in seiner Vergangenheit sosehr mit seinem Beruf identifiziert, sodass er selbst zum geflügelten Wesen wurde. Jede Tätigkeit formt eben den Menschen wie es so schön heißt. Das kann schon mal passieren, das ist aber kein Beinbruch. Ich kenne zum Beispiel einen Chirurgen der zum Skalpell geworden ist,  jetzt liegt er beständig in einer Schublade herum.“

Ein Dienstmädchen trat ein welches mit jungen und kühnen Bewegungen den Besen an langem Stiel über den Fußboden bewegte. Mit ihren ungestümen Bewegungen wirbelte sie, so weit ich mich erinnere die Luft dermaßen auf, bis mir schließlich ganz schwarz vor Augen wurde.  Das Nächste was ich dann sah, war eine riesige ägyptische Gottheit, die mich aus tiefen Augenhöhlen heraus musterte. Mit einem sehnsuchtsvollen Schmachten um ihre Lippen seufzte sie „Bringt ihn weg.“

Und nun lag ich in diesem Hinterhof auf diesem ungemütlichen kalten und feuchten Boden. Über mir glitzernder Sternenhimmel und um mich herum verstreut lagen überall duftende goldbraune Zimtstangen.



Donnerstag, 13. Oktober 2011

Haltet ein!

Irgendwo in Europa liegt einer auf dem Boden und kann einfach nicht mehr. Man hat ihn eingeschnürt in besonders dicke Taue, sodass er sich kaum mehr bewegen kann.
Man erwartet allerdings Bewegung von ihm und davon jede Menge. Er liegt auf einem Nagelbrett in völliger Nacktheit, grinst jedoch seine Peiniger immer noch herausfordernd an.

Sie beschwören ihn sich doch endlich zu bewegen. Er solle doch endlich diese verdammte Lethargie über Bord werfen, um wieder ein vollwertiges Mitglied sein zu können.
Jedoch das geheime Fluidum der Undankbarkeit will sich einfach nicht ergeben.
„Ihr habt mir alles zu verdanken… alles! Eure gesamte Kultur, all euer Denken, was habe ich nicht alles für euch getan!“ Und nun peinigt ihr mich bis aufs Blut“, rief er.
Doch die Fürsten der Finsternis zeigten sich gnadenlos und traten ihn schließlich doch noch in den Morast. Daraufhin kamen dunkle Silhouetten, holten seinen Leichnam und entnahmen ihm alle seine Goldplomben.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Schadsoftware

Sag mir wo der Staatstrojaner ist
Wo ist er geblieben?
Sag mir wo meine Identität ist
Wer hat sie zerrieben?

Nun weiß ich nicht mehr wer ich bin
Ich glaub man nennt das Amnesie.
Weiß auch nicht mehr meine PIN
Und frage jeden: Wer sind Sie?

Vater Staat weiß nun Bescheid
Kennt alle meine Daten.
Bald kommt der Gerichtsentscheid
Wer hat mich verraten?

Mir wurde übel mitgespielt
Ich hatte keine Ahnung.
Der Anschlag der war wohl gezielt
Und von perfekter Planung.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Altes

Ich liebe alte Wohnungen, gesättigt mit Emanationen zahlreicher Leben und Ereignisse. Alte abgenutzte Atmosphären, mitunter reich am spezifischen Ingredenzien menschlicher Ausdünstungen sowie geträumten Träumen.

Überquellend vom Humus der Erinnerungen, Sehnsüchte und schaler Langeweile.
Die Tapeten in solchen Wohnungen sollten schon sehr abgenutzt und gelangweilt sein von der Wanderung durch alle rhythmischen Kadenzen; kein Wunder, dass sie auf Abwege weiter, riskanter Träume geraten.
Der Kern der Möbel, ihre Substanz muss schon aufgelockert, degeneriert und lasterhaften Versuchungen unterworfen sein, denn nur dann wird auf diesem kranken, ermüdeten und verwilderten Grund wie ein schöner Ausschlag, wie ein phantastischer Anflug herrlich bunter, üppiger Schimmel aufblühen.
In alten Wohnungen gibt es auch Zimmer die vergessen wurden. Monatelang unbesucht, welken sie in völliger Verlassenheit zwischen den alten Mauern dahin, und es kommt vor, dass sie sich verpuppen, mit den Ziegeln verwachsen und - ein für allemal für unser Gedächtnis verloren – mitunter ihre Existenz verlieren.

Meine morbide Seele fühlt sich einfach wohl in diesen Wracks abgewirtschafteter Häuslichkeiten.
Die elende Gentrifizierung arbeitet diesem immerwährenden Verlangen allerdings entgegen. Überall wird stattdessen saniert und intrigiert. Keinerlei Mystifikationen mehr, keine Fußböden mehr aus denen dünne Triebe zierlichen Filigranlaubes sprießen, voller Geflüster, Geglitzer und Geschaukel.

Irgendwie schade!

...

Es regnet Vögel.
Sinistres Gedankengut -
Ich schlürfe Espresso.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Zum Thema Drohnen

Die Frage ist m. M. nach nicht ob der Einsatz von Drohnen richtig ist oder nicht.
Was kann in einem Krieg schon richtig sein? Der Krieg, jeder Krieg, hat eben seine eigenen Gesetze. Eine Hölle eben, die man nicht humanisieren kann. Dass sich die Militärtechnik aber immer nur der jeweiligen Anforderungen anpasst, erscheint mir logisch. Im ersten Weltkrieg waren es eben die „Tanks“ die auf Seiten der Alliierten entwickelt und eingesetzt wurden. Im II Weltkrieg lag der Schwerpunkt dann auf Panzer, Luftwaffe usw.

Heutzutage setzt man Kampfdrohnen ein nicht zuletzt auch als Folge der zunehmend asymmetrischen Kriegführung, bei der bekanntlich einer der beiden Kombattanten gezwungen ist, aufgrund seiner aussichtlosen Unterlegenheit zu Heimtücke und Hinterlist (Selbstmordattentate) zu greifen. Drohnen sind nun - auch für diese Art der Kriegführung - die zwar perfideste aber auch wirkungsvollste, wenn nicht gar perfekteste Art der Waffe.

In Zukunft wird man dadurch zwar eigene Verluste sehr gering halten können, aber leider werden sich Kollateralschäden niemals vermeiden lassen. Besser ist es also allemal erst gar keinen Krieg vom Zaun zu brechen und sich auch nicht in einen solchen hineinziehen zu lassen.

http://www.zeit.de/2011/41/Drohne-Pro?commentstart=129#cid-1628229

Freitag, 7. Oktober 2011

Mord aus Liebe

Wenn Liebe mit Mord endet,
War die Vernunft wohl ausgeblendet.
Liebe und Vernunft schließen sich aus
Gleich blühendem Leben im Leichenhaus.

Club der Diebe

Im Grunde eifern die Bängster ja immer noch dem Gordon Gekko - gespielt von Michael Douglas in dem Kinofilm „Wall Street“ aus dem Jahr 1987 - produziert von Oliver Stone nach.
Gekko erklärt Fox, dass es "nur um die Kohle gehe" und dass er das Geldverdienen auf Kosten anderer als ein Spiel betrachte. Moralische Bedenken würden für ihn in keiner Weise existieren.
"Greed is all right, by the way. I want you to know that. I think greed is healthy. You can be greedy and still feel good about yourself".
                               
Die Bängster haben dieses Motto eben einfach 1:1 umgesetzt. Bravo!

Das wirklich Bedenkliche ist allerdings, dass nach der Lehmann-Pleite 2008, als die Banken mit Steuergeldern gerettet wurden keinerlei Umdenken in der Branche erfolgte. Stattdessen bewiesen die amerikanischen Bängster totale Lernressistenz.

Erneut Casinomentalität, Boni-Zahlungen in Millionenhöhe für kurzfristigen äußerst fragwürdigen finanziellen Geschäftserfolg und menschenverachtende blanke Gier steht seitdem wieder auf der Agenda, so als ob nichts gewesen wäre.

Es gab mal eine Zeit da stürmte das getretene Volk die Bastille. Das gleiche könnte aber durchaus noch der Wall Street bevorstehen, wenn sich der Volkszorn erst einmal so richtig kanalisiert hat. Es würde nicht die Falschen treffen.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Confessio est regina probationum

Geständnis

Hiermit gestehe ich, dass mir zu meiner Schande der diesjährige Nobelpreisträger für Literatur Herr Tomas Tranströmer bis zum heutigen Tage völlig unbekannt war. Daher werde ich eine Woche lang in Sack und Asche herumlaufen und hoffe damit diesen unglaublichen Frevel wieder gut machen zu können.

Zu meiner Entschuldigung möchte ich allerdings anführen, dass selbst dem deutschen „Literaturpapst“ Marcel Reich-Ranicki besagter Autor anscheinend nicht bekannt war.

Zitat:
„Dazu passt, dass noch bevor der Preisträger sich geäußert hat, unser aller Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki sich nicht erinnern kann, den Namen Tranströmer schon mal gehört zu haben. Auf die Frage, ob er Verständnis für die Vergabe des Preises an ihn habe, soll er gesagt haben: "Ich glaube nicht." Solche Ignoranz, gepaart mit Meinungsstärke, ist es, was in Deutschland Bücher verkauft. Und das gegenüber einem Autor, der immerhin in 50 Sprachen übersetzt wurde.“ Quelle: Zeit-Online

Lerne aber gerne dazu und werde mir deshalb einen Gedichtband kaufen.

Dieses Geständnis erfolgte aus meiner freien Willensbildung heraus. Es wurde nicht durch Folter, Drohungen, Misshandlungen, Ausnutzen von Ermüdungen, Hypnose, Versprechungen von Vorteilen (wie Entlassung aus der Haft) oder durch die Gabe von Psychopharmaka, die die Willensbildung beeinträchtigen, erzwungen. Außerdem versichere ich hiermit an Eides Statt, dass auch kein Wörter Boarding angewandt wurde.

München den 6. Oktober 2011

Dienstag, 4. Oktober 2011

FDP

Die FDP früher das Zünglein an der Waage,
ist heute mehr als in einer schwierigen Lage.
Gar zu viele Prozentchen sind ihr entfleucht,
wer hat hier den Wähler verscheucht?

Die Gelben Leichtmatrosen will keiner mehr haben,
mit ihrer Lobbypolitik gingen sie baden.

Sei’s drum, die Karawane zieht weiter…

Bleibet heiter!

Montag, 3. Oktober 2011

Zur Quote

Zitat: 
„Die Einführung der Quote im öffentlich rechtlichen Fernsehen, ist von der gleichen Dummheit wie die Einführung des Zölibats in der katholischen Kirche. Die beste Quote in Deutschland hatte immer noch die NSDAP.

Und: Was bitte sagt diese gute Quote aus über die NSDAP?“

Sascha Arango

An die Freunde der Sonne

Bacchantische Masken lockten mich,
Barbarische Larven schockten mich.
Hochgezogene Oberlippen enthüllten Zahnfleisch und Zähne,
Groteske Maskeraden der Sonnenbrüder vergossen Häme.

Weißglühende betäubende Sommertage,
Stellten mutig Depressionen in Frage.
Zitternde Luftschichten, hastende Träume,
Schutz spendeten nur alte knorrige Bäume.

Hauseingänge rochen nach Kühle und Wein,
So trieb es uns immer wieder hinein.
Wir liebten uns unter den Stufen der alten Treppe
Und wir versandeten in glühender Steppe.

Die flammenden Besen der Sonnenglut
Reinigten alles in siedender Wut.
Ich sah alte Häuser, poliert vom Wind vieler Tage,
Aus einem der Fenster lugte verstohlen ein Page.