Samstag, 3. September 2011

Per Mausklick in den Abgrund

Wenn ich in einem Imbiss einen Döner Kebab kaufe dann muss ich sieben Prozent Mehrwertsteuer bezahlen. Gehe ich aber in ein Restaurant, weil ich mein Essen dort gemütlich im Sitzen verzehren will, dann muss ich sage und schreibe 19 Prozent Mehrwertsteuer bezahlen, also fast ein Fünftel des Kaufpreises.

Wenn Finanzjongleure im Volksmund auch schon mal „Kapitalistenschweine“ genannt mit ihren Milliardengeschäften einfach per Mausklick ganze Volkswirtschaften in den Abgrund stürzen müssen sie nicht einmal eine Finanztransaktionssteuer bezahlen. Wo leben wir eigentlich?

Im dritten Jahr nach der schweren globalen Finanzkrise hat sich so gut wie nichts geändert. Im Gegenteil. Die Finanzmärkte zocken munter weiter vor sich hin und die gewählten Vertreter der Völker dieser Erde sind nicht in der Lage diesem Treiben ein Ende zusetzen. Das Kapital regiert die Politik assistiert!
Finanzströme in dreistelliger Billionenhöhe werden per Mausklick um den Globus gejagt, obwohl sie in der Regel nichts, aber auch gar nichts mit der Realwirtschaft, also die Welt der Waren und Dienstleistungen zu tun haben.

Wann endlich kommt eine Generation von Handelnden, welche die Chuzpe hat die Finanzmärkte energisch an die Kandare zu nehmen, und die auch nicht bereit ist sich durch heimliche Millionengeschenke vom Kurs abbringen zu lassen.

Die Stellschrauben, um nur einige zu nennen, wären meiner Meinung nach:

Ein weltweites Verbot von Leerverkäufen, also Wetten auf fallende Kurse.

Die Macht der Rating-Agenturen per Gesetz einschränken, da diese gerne auch mal Schrottpapiere veredeln, um sie anschließend mit Bestnoten zu adeln. Insider-Bullshit! Aber weit gefehlt: immer noch starrt die Welt wie ein Kaninchen auf die Schlange, wenn diese Rating-Agenturen ihre Kopfnoten verteilen und den Daumen senken.

Und zu guter Letzt, wie Eingangs bereits erwähnt, eine Einführung der Finanztransaktionsteuer. Dadurch könnte man wenigstens etwas Sand ins Getriebe der Finanzmärkte kippen und somit die gigantischen Geldströme zumindest verlangsamen. Mit den daraus resultierenden Einnahmen ließen sich dann wenigstens teilweise die Schäden reparieren, welche die Bängster angerichtet haben. Aber selbst eine Finanztransaktionsteuer im Promille-Satzbereich empfinden Investmentbanken und Hedgefonds ja schon als Zumutung.

Fazit: Im Jahr drei nach der Lehman-Pleite sind wir einer moderaten Besteuerung von Finanzgeschäften sowie einer Regulierung der wild gewordenen Finanzmärkte keinen Schritt näher gekommen. Stattdessen folgt auf jeden gelöschten Brandherd der nächste, und das wird vermutlich solange weitergehen, bis kein Wasser mehr da ist.